Was ist Realität, was Fiktion? Was ist Wahrheit, was Lüge? Wer ist der Vater, wer der Sohn? Und zu wem gehört die Geliebte?
Um all diese Frage dreht sich Steven Uhlys neuer Roman.
Die Grund-Handlung ist recht einfach: der ein wenig schrullige und neurotische Buchhändler Friedrich Keller gelangt in den Besitz einer Sammlung von Sonetten, die er für göttlich hält und um die sich ab sofort sein ganzes Leben dreht. Es bleibt nicht aus, dass er ihrer Herkunft auf die Spur kommen möchte. Was sich daraus entwickelt, konstruiert Uhly mal als Posse, mal als Verwirrspiel und manchmal sogar fast als Krimi. Heinrichs Leben wird von außen nach innen gedreht und umgekehrt. Es tauchen Personen auf, die es vielleicht einmal gab, vielleicht auch nicht. Permanent ändert sich die Erzählebene vollkommen überraschend und die Leserin/der Leser muss völlig um- und mitdenken. Leicht gemacht wird es uns dabei wahrlich nicht, aber immer werden wir in Atem gehalten. Am Ende sind ein paar Fragen geklärt, ein paar obliegen der eigenen Interpretation und die restlichen bleiben offen.
„Den blinden Göttern“ ist ein sehr besonderes Buch, jeder Satz ein Kunstwerk und die unendlich vielen Gedankenspiele großartig – ich bin nachhaltig beeindruckt.
Danke, Steven Uhly, auch wieder für dieses Werk.
(Und trotz aller Kunst würde ich gerne mit Gewissheit wissen, was aus Irma geworden ist. Wer es rausfindet, möge sich bitte bei mir melden.)
(Und noch eine Anmerkung: Ich freu mich, dass wir Steven Uhly im Rahmen von „Puchheim liest ein Buch“ kennen lernen durften. Man erinnert sich beim Lesen daran, wie er auf der Bühne spricht, argumentiert, nachdenkt und erzählt. Passt gut!)